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Ein Lied für Griechenland

Ein Vorwort von Eleni Ioannidou

Das Jahr 1821 stand in Griechenland ebenso wie in vielen Ländern Europas und Teilen der übrigen Welt im Zeichen einer beginnenden Befreiungsbewegung. Nach mehr als 350 Jahren der Unterdrückung durch die osmanischen Herrschschaft forderten die Völker Freiheit von Fremdbestimmung.

 

Während in Folge der Eroberung Kostantinopels im Jahr 1453 durch die Osmanen,  Griechenland sich vom europäischen Geschehen abgekoppelt hat, begann auch unter dem Einfluss der aus Byzanz geflohenen Künstler und Gelehrten zunächst in Italien und später in weiten Teilen Europas die fruchtbare Zeit der Renaissance. Die Italienische Renaissance war im Prinzip eine Liebeserklärung an das verlorene griechisch-römische Erbe der Klassik. Im Zuge der daraus entstehenden Blütezeit für Architektur, Malerei und Wissenschaften blieb auch die Musik vom Einfluss des griechischen Ideals nicht unberührt.

Im Jahr 1600 wurde mit "Euridice" von Jacopo Peri die erste Oper in Florenz aufgeführt. Die Entstehung der Oper geht auf die Bemühungen der "Camerata fiorentina" zurück, die sich für die Rückbesinnung auf die Form der antiken Tragödie einsetzte. Aber während die Oper ihre Wurzeln in der antiken Tragödie und Komödie hat, wurden die kleinen Madrigale, Arien und Lieder eher von der Tradition des lyrischen Gesanges inspiriert,ganz nach dem Vorbild der „Aoiden", (Sänger der Antike), die ihren Vortrag mit einer Lyra begleiteten. 


Die Renaissance brachte die Barockzeit und schliesslich die Aufklärung und das Studium des Altertums. Die Begeisterung Joachim Johann Winkelmanns (1717-1768) für die griechische Ästhetik war im Laufe seines Besuch der Antiquitäten-Sammlung August des Starken in Dresden entstanden. Sein Schlüsselwerk „Geschichte der Kunst des Altertums“, veröffentlicht im Jahr 1764 in Dresden, markierte gleichsam den Beginn der Klassik im deutschsprachigen Raum. Die griechischen Ideale beeinflussten in hohem Maße wieder die Poesie und die Musik. Alle diese (humanistischen) Einflüsse trugen sicherlich auch zum Ausbruch der französischen Revolution bei. Im 19. Jahrhundert und dem Übergang zur Romantik begannen viele Künstler, über ihre Identität und ihre Wurzeln im neu formierten Europa nachzudenken. Dem Einfluss des Schönheitsideals der griechischen Antike, die durch Ausgrabungen in Italien und dann in Griechenland in Länder wie England, Frankreich oder Deutschland sichtbar geworden war, konnten sich die Komponisten und Dichter der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts nicht entziehen.

Franz Schubert komponierte Musik zu mehr als dreißig lyrischen Gedichten von Goethe, Schiller oder seinem Freund Johann Meyrhofer, ausschließlich zu Themen der griechischen Mythologie. Lord Byron verfasste im Jahr 1812 sein Gedicht "Child Charolds Pilgrimage". Er verließ England und reiste über Portugal und Spanien nach Italien, von wo aus er schliesslich Griechenland erreichte. Diese symbolische "Wallfahrt", wie er sie nannte, ist stellvertretend für die Suche der Jugend Europas nach ihren Wurzeln.
Lord Byron war jedoch nicht der einzige Romanautor, denn schon lange vor ihm im Jahr 1797, dem Geburtsjahr von Franz Schubert, schrieb Friedrich Hölderlin in seinem „Hyperion“ über einen Mann, der sich für Griechenlands Geist begeistert und zum Kampf für die Befreiung Griechenlands vom osmanischen Joch aufruft. Henry Percy Shelley schrieb im Jahr 1921  "Hellas", dem das  berühmte Zitat "We are all Greeks“ entstammt. Wilhelm Müller (auch "Griechen-Müller" genannt) und Juliusz Słowacki sind noch einige der zahlreichen Romantiker, die zu diesem idealistischen Kampf um die Rettung der griechischen Idee aufgerufen haben. Lang ist die Liste der "Philhellenen", von England und Italien bis über Polen und Russland; Überall in Europa entstand Kunst, die "Hellas" besang und sich seitdem wie ein roter Faden durch die Musik- und Poesieliteratur der ganzen Welt zieht.


Das 200. Jubiläumsjahr seit dem Ausbruch der griechischen Revolution (2021) ist also ein glücklicher Umstand, der uns zum Nachdenken über das gemeinsame europäische Kulturerbe anregen sollte.. "Schöne Welt, wo bist du?" schrieb Friedrich Schiller, und Franz Schubert vertonte diese Worte der Sehnsucht.

Es ist uns deshalb eine Freude und ein Anliegen, in diesem wichtigen Jahr einige der schönsten Lieder des Philhellenismus aus der ganzen Welt im Rahmen unseres Projekts „Song of Hellas“ präsentieren zu können.


Wir danken dem Komitee "Griechenland 2021“, da das Projekt unter der Schirmherrschaft und mit deren Trägerschaft durchgeführt wird. Unseren herzlichen Dank möchten wir auch den fünfundzwanzig Künstlern aussprechen, die mit wahrem Idealismus und Liebe für diese Dichtung und Musik uneigennützig ihr Talent und ihr Können dem Gedenken an „Hellas“ gewidmet haben.

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